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Von null auf hundert und wieder zurück – Haben wir wirklich ein Schreibaby?
Dieses Mal, ja, dieses Mal sollte alles ganz anders laufen. Wochenbett, oh, wie hab ich mich auf diese Zeit gefreut. Im Januar kann man eh nicht viel draußen machen (ok, kann man wohl, aber drinnen isses ja auch ganz nett. Und warm.) und sich zuhause einmuckeln und es ganz gemütlich angehen lassen, das klang so verlockend. Im Gegensatz zum ersten Sohn wollte ich nämlich diesmal nicht im „Wann passiert denn denn endlich dasunddas“ und „Wann kann er wohl  diesundjenes“ leben, sondern im Hier und Jetzt.


Ich wollte jeden Moment ganz bewusst aufsaugen, jede Sekunde genießen und ganz fest abspeichern, konservieren und davon zehren. Ich wollte Finger zählen und Zehen, meine Nase in den Flaum auf seinem Köpfchen vergraben und seinen süßen Babyduft aufsaugen. Nichts tun außer schlafen, stillen, wickeln und kuscheln.

Tatsächlich funktionierte das in den ersten vier Wochen auch fast wunderbar, mein Mann (thihihi, das klingt auch nach vier Jahren immer noch irgendwie seltsam, so erwachsen und so), also mein Mann hatte jedenfalls Elternzeit und konnte sich um den Großen kümmern und ich konnte mich von der Geburt erholen und ausruhen. Nur die Sache mit dem Stillen wollte irgendwie nicht in Gang kommen. Zwar waren wir inzwischen immerhin weg von der Pumpe, aber so richtig wollte das alles nicht klappen. Es gelang ihm einfach nicht, richtig „zuzuschnappen“ und ein Vakuum aufzubauen.

Nach etwa fünf Wochen ging es dann los. Mein bis dahin sehr friedliches Baby glich mehr und mehr einem meckernden Flitzebogen, Statt sich in meine Arme zu kuscheln bog er sich nach hinten durch. Egal ob beim Stillen, Tragen oder Liegen, er drehte sich ins Hohlkreuz und war unglaublich unruhig. Wenn er schlief, sah das keinesfalls entspannt aus, er lag in der sogenannten C-Haltung, das Gesicht immer nur zur einen Seite und ganz nach oben gewendet, und er zappelte. Er konnte überhaupt nicht still liegen, die Arme bewegten sich unaufhörlich – auch nachts. Wir fingen an, ihn nicht mehr im Schlafsack schlafen zu lassen, sondern zu pucken, das brachte wenigstens ein paar kleine Stunden Ruhe. Bis er sich durch sein andauerndes Bewegen selbst freigestrampelt hatte und der Spaß von vorne losging. Dabei war Körperkontakt Bedingung. Beistellbettchen? Gute Idee, funktionierte nur leider nicht. Denn auch, wenn er noch so verdreht war, am besten schlief er noch, wenn er ganz eng an mich gepresst war, in meinem Arm oder wenigstens an meiner Seite. Sehr erholsam…

 

Und auch die Tage wurden unruhiger. Hatte er in den ersten drei, vier Wochen auch ohne Weiteres mal allein geschlafen, ließ er sich nun kaum noch ablegen. Ruhig mit ihm irgendwo sitzen? War nicht mehr drin. Er weinte viel und für uns begann eine Zeit, in der wir fast rund um die Uhr tigerten, schuckelten, hüpften und wackelten. Wäsche waschen oder legen? Kochen? Essen? Spielen oder dem Großen Bücher vorlesen? Wenn überhaupt, dann nur im Hopserlauf. Und auch einhändig aufs Klo gehen ist hier inzwischen überhaupt kein Problem mehr. Übung macht den Meister…

Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de
 
Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de

Wir fragten uns, ob das beim Großen auch so war. Aber schnell war klar, nein, lange nicht, das hier ist etwas anderes. Der Begriff „Schreibaby“ fiel zum ersten Mal. Schreibabys, das sind laut Definition (oh man, wie sich das schon anhört, „Babydefinition“) Kinder, die über einen Zeitraum von drei Wochen an mindestens drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreien. Anfangs weigerten wir uns noch, das zu glauben. Waren es drei Stunden,? Wie lange und oft weinte er denn überhaupt? Und an drei Tagen? Waren das nicht mehr?

Wir fingen an, ein Protokoll zu führen und relativ schnell war klar, das hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Als er acht Wochen war, gab es nur noch zwei Zustände – er schlief oder er schrie. Ersteres funktionierte ja nicht so besonders gut, also schrie er viel. Ich weiß, schreien ist ein hartes Wort, aber weinen trifft es einfach nicht. Andere Babys weinen, meins schrie. Andere Babys hörten auch wieder auf, meins nicht. Wenn überhaupt, ließ sich nur noch von mir beruhigen, ich war seine sichere Bank, auf der er wenigstens von Zeit zu Zeit mal ein bisschen Ruhe finden konnte. Bei niemand anderem gelang es ihm, sich zu entspannen und mal ein längeres Weilchen zu schlafen, oft aber auch nicht bei mir.

 
Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de
Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de

Natürlich hatten wir vieles probiert. Kinderarzt, Chiropraktik, Ostheopathie, sogar mehrfach. Einiges half wenigstens ein, zwei Tage, anderes gar nicht. Die Kinderärzte sagten, das sei normal, es sei alles in Ordnung und Baby weinen nun mal. Inzwischen lagen unsere nerven nicht mehr nur blank, sie waren schlichtweg nicht mehr vorhanden. Die Knallgrenze (Wie lange dauert es, bis einer ausrastet.) war gen null gesunken und und wir stritten schon bei Kleinigkeiten, die uns sonst nicht mal aufgefallen wären. Und als der Große (mit seinen gut zweieinhalb Jahren ja eigentlich noch lange nicht groß) irgendwann morgens vor mir stand und mit Tränen in den Augen sagte „Mama, da ist immer alles so laut hier“, brach ich ein kleines bisschen zusammen und ich in Tränen aus.

Erschreckenderweise schlug sich das inzwischen auch auf unsere Immunsysteme wieder. Dauerschnupfen, Fieber (ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Fieber hatte!) und Entzündungen am ganzen Körper waren die Folge und ließen sich nur schwer abwehren. Eigentlich ja aber auch kein Wunder bei so wenig Schlaf, kaum vernünftigem Essen und Dauerbeschallung…

Und gab es da einen kleinen Silberstreif am Horizont. Meine Freundin Christin erzählte mir von einem Arzt, auf den sie nach langer Odyssee mit ihrer jüngsten Tochter gestoßen war. Sie musste mir immer wieder davon erzählen, weil ich wieder und wieder hören musste, dass es ihr half und irgendwann traute ich ich und machte einen Termin aus (Völliger Quatsch eigentlich, mich nicht zu trauen, ich hätte das schon viel eher machen sollen. Aber ich hatte schrecklich Angst, dass dieser letzte Joker, den wir noch im Ärmel hatten, nicht funktionierte und es dann gart keine Hoffnung mehr gab…)

Als mein Kleiner etwa zehn Wochen alt war, fuhren wir in Dr. Kochs Praxis für manuelle Therapie am Dammtor. Inzwischen hatten wir von mehreren Leuten gehört, er sei eine absolute Koriphähe auf diesem Gebiet und wenn es da was zu finden gibt, dann findet er es. Scheinbar kommt man nicht um ihn herum, wenn man mit derartigen Problemen kämpft… Wir füllten den langen Anamnesebogen aus und Dr. Koch untersuchte ihn gründlich. Und er fand, was die Ostehopathin ebenfalls wage vermutet hatte – mein Mini hatte das, was auch gerne das KISS Syndrom genannt wird: eine Funktionsstörung in der Wirbelsäule, der erste und zweite Halswirbel waren blockiert. Er löste die Blockade (das klingt alles so einfach und ein bisschen nach Hokus Pokus, ich weiß) und sagte, wir sollen in vier Wochen zur Kontrolle kommen. Bis dahin soll jegliche andere Therapie (Ostheopathie, Chiro, was immer) unterbunden werden. Er sagte auch, dass es möglicherweise eine Erstverschlimmerung gibt und dass es schon so ein bis zwei Wochen dauern könnte, bis es gut ist. Aber er war so unglaublich sicher in seiner Aussage, als gäbe es nur diese eine Möglichkeit: Problem erkannt, Problem gelöst, jetzt wird alles besser. Her mit dem süßen Leben. Fast ein bisschen, als hätte man einen Reifen geflickt und klar, Loch gestopft, Rad fährt wieder.

Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de
 

Wir warteten also ab. Die ersten Tage, Ostern an der Ostsee, waren wunderbar. Mein Kleiner schlief im Kinderwagen, entspannt. Sein kleines Gesichtchen fiel zur anderen, bisher verabscheuten Seite und er hatte die Arme entspannt im rechten Winkel neben seinem Köpfchen abgelegt. Er schlief – zum ersten Mal wieder – wie ein richtiges Baby! Seine „aggressive“ Körperspannung war wie weggeblasen und er fühlte sich so anders an – wie ein richtiges Baby! Auch das mit dem Stillen klappte sofort deutlich besser und so wuchs auch unsere Zuversicht. Dann kam die angekündigte Erstverschlimmerung. Zum Glück waren wir darauf vorbereitet und verzweifelten nicht sofort. Er bog sich doller durch denn je und auch das Weinen wurde wieder mehr. Im Nachhinein ganz klar – die neuen, richtigen Bewegungen mussten natürlich erst erlernt werden und dass plötzlich alles ganz anders ist und sich vor allem auch ganz ungewohnt anfühlt, dass nichts mehr ist, wie es war, kann schon ziemlich beunruhigend sein…

Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de
 
Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de

Zwei Wochen später war dann der Spuk aber komplett vorbei. Unfassbar, aber wahr – heute haben wir ein freundliches, fröhliches und entspanntes Baby. Er ist nun gut vier Monate, weint kaum noch (nur müde ist immer noch ein Arsch) und ist mit sich und seiner Umwelt zufrieden. Er lacht mehr, als dass die Tränchen fließen und freut sich über bekannte und neue Gesichter. Er liebt seinen Spielbogen, unter dem er auch gut uns gerne mal 20 Minuten liegen und alleine spielen kann. Er ist auf dem besten Wege, sich zu drehen (auf die Seite klappt schon super) und während ich das hier schreibe, liegt er neben mir in seinem Maxi Cosi, in dem er vorhin eingeschlafen ist. Gerade war er ein paar Minuten wach, hat mir neugierig zugesehen und sich eben zu noch einem Nickerchen hinreißen lassen – er ist einfach wieder eingeschlafen. Ruhig und friedlich und ohne Tränen (die mir schon wieder laufen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für uns bedeutet, ein Baby, dass sich verhält wie ein Baby. Und dabei geht es nicht ums Verhalten, sondern darum, wie es ihm geht. Gut, eben. Es geht ihm gut.)

Schreibaby oder Highneed Kind? Woran man das erkennt und wie sich das anfühlt | judetta.de
 

Letzte Woche Mittwoch war der Kontrolltermin, zu dem wir nach vier Wochen noch einmal kommen sollten. Die Aussichten sind super – seine Wirbelsäule funktioniert 1a und ist tippitoppi in Ordnung. Dr. Koch untersuchte ihn nochmal ganz gründlich (und lachte sich mit ihm zusammen halb tot), bevor er noch eine Blockade im Beckenring feststellte. Die konnte er lösen und ich hoffe, dass sich damit auch die letzen Verdauungsbeschwerden (Krämpfe und Blähungen, vor allem nachts; mir war nicht klar, wie viel Wind sich in so einem kleinen Wesen sammeln kann!) in Luft auflösen. Er war wieder genau so zuversichtlich (ihr erinnert euch an die Sache mit dem Fahrradreifen?) und bat mich, in 14 Tagen anzurufen und zu berichten. Bislang war es wie beim ersten Mal – die ersten Tage waren besser, aktuell stecken wir in dieser Verschlimmerungsphase. Ich bin wirklich gespannt, ob es in ein paar Tagen vorüber ist – ich werde berichten.

Euch allen, denen es genau so geht, möchte ich sagen: haltet durch und sucht weiter. Vielleicht gibt es irgendwo auch einen Dr. Koch für euch, der eurem kleinen Würmchen helfen kann.

Euch allen, denen es nicht so geht: schätzt euch glücklich. Einem zufriedenen Baby beim Wachsen zuzusehen ist das Schönste, was es gibt. Und wenn ihr jemanden kennt, dem es nicht so geht (bzw so ähnlich wie mir) – ihr könnt helfen! Vielleicht könnt ihr mit dem kleinen Schreihals ein bisschen spazieren gehen, im Kinderwagen oder in der Trage (nehmt Kopfhörer oder Oropax mit!), damit sich die Mama oder Eltern mal einen kleinen Moment ausruhen (duschen/essen/Zähne putzen/vorlesen) können. Oder einfach mal schlafen. Kocht der Muddi oder den Eltern ein gesundes, leckeres Essen vor, dass man nur fix aufwärmen muss (und das man idealerweise einhändig oder im Vorbeihopsen essen kann, Reis oder Suppe sind eher ungeeignet). Und hört ihnen zu, wenn sie sich trauen, darüber zu sprechen, nehmt sie ernst (Nichts ist schlimmer als ein „Aber du hast doch Kinder gewollt!“ oder „Babys weinen nun mal.“) und mal in den Arm.

Und Christin, dir bin ich unendlich dankbar. Für dich, deine Nonomo und vor allem fürs Zuhören, Ernst nehmen, deine vielen Tipps, das wiederholte Erzählen (müssen) und die Motivation, endlich zu Dr. Koch zu gehen. Ich danke dir von ganzem Herzen.

 

Nachtrag: Mamas von Schreibabys, in meinem Podcast „In 15 Minuten aus dem Mamsterrad“ haben meine Freundin und Mama Coach Imke und ich schon mehrfach über das herausfordernde Leben mit einem Schreibaby gesprochen und Ideen geteilt, die helfen können, besser durch diese schwere Zeit zu kommen. Hört doch mal rein – geht auch ganz wunderbar beim Spaziergang mit Kopfhörern!

Liebst,

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12 Kommentare

  1. Ich durchlebe mit deinem “Bericht“ unsere Geschichte noch einmal-keiner konnte dieses Gefühl der totalen Hilflosigkeit nachempfinden und letztendlich auch meinen Zwiespalt zwischen “ich liebe mein Kind abgöttisch“ und “Hilfe, ich kann nicht mehr“.
    Auch bei uns war es Dr. Koch, der half das Leiden, und das war es, unseres Sohnes zu beenden.
    Danach fing unser Leben 2.0 an und es ist unbeschreiblich, welche Last von uns fiel.
    Heute ist unser Sohn 5 Jahre an und durch deine Geschichte fühlte es sich wie gestern an.Danke dafür, denn ich finde solche Rückblicke immer so wichtig und gut -erst dadurch können wir Vieles in der Zukunft verstehen.

    • Liebe Victoria, vielen Dank für deine Worte. Es ist verrückt, was das mit einem macht, oder? Welche Gedanken man so hat und wie es sich anfühlt, nichts tun und irgendwann auch einfach selbst nicht mehr zu können.

      Schön, dass euch auch geholfen werden konnte. Ich wünschte, diese Erfahrung könnten alle Betroffenen machen. Wie schön wäre es, wenn weniger Babys weinen müssten!?

      Alles Gute euch und liebe Grüße
      Judith

  2. Mir laufen gerade die Tränen da eure Geschichte so unsere widerspiegelt, nur dass wir noch keinen gefunden haben der uns wirklich weiterhelfen konnte. Laut osteopath usw. ist alles in Ordnung, er wäre nur sehr sensibel und hätte eine Regulationsstörung, vielleicht auch ein Geburtstrauma. Es ist verrückt, dass aus dieser totalen Hilflosigkeit als Mutter und der damit einhergehenden Verzweiflung irgendwann Wut und auch Aggression wird. Es fühlt sich schlimm an, dass so nix ihn beruhigen kann. Er schläft nur auf mir und den Rest des Tages schuckel ich ihn durch die Gegend und versuche das Schreien, was auch kein Weinen oder Jammern ist, zu ertragen, und würde so gern diesem kleinen Menschen seine Last abnehmen.

    Es freut mich sehr für euch, dass euch geholfen werden konnte und es motiviert mich, vielleicht doch noch mal weiter Ausschau zu halten, ich hatte es eigentlich schon aufgegeben.

    Ich grüß dich herzlich
    Clara

    • Liebe Clara,

      danke schön für deine Nachricht, und zack, sofort hab ich wieder nen Kloß im Hals und n Tränchen im Augenwinkel. Das ist auch hier alles noch so frisch und wenn ich deine Verzweiflung, Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit lese, fühl ich mich sofort zurück versetzt…

      Halte durch! Hast du denn die Möglichkeit, ihn mal ein halbes Stündchen oder ne Stunde abzugeben? Jemand, der ihn mal spazieren fahren oder tragen kann, damit du mal zum Durchatmen und Verschnaufen kommst? Wo kommt ihr denn her? Auf kiss-kid.de gibt es eine Ärzte- und Therapeutenliste speziell für solche Fälle. Vielleicht findest du da jemanden in eurer Nähe?

      Und lass dich nicht verunsichern. Hör auf dein Bauchgefühl, du kennst dein Baby am besten und wenn du irgendwie das Gefühl hast, dass da was nicht stimmt, dann weißt du das im Zweifel besser als jeder andere.

      Ihr schafft das, das glaub ich fest, rock on!
      Und meld dich gern nochmal, wenn du das Bedürfnis hast, auch per Mail!

      Alles Liebe euch,
      Judith

  3. Auch ich musste ein Baby durch so eine Zeit durch bringen. Leider gab es keinen Dr. Koch und ich bezweifle dass ein anderer Osteopath als unserer an meinem Baby etwas ändern hätte können. Marlene kam 10 Tage nach Termin mit 4 kg zur Welt. Bereits im Krankenhaus hat sie ihren Kopf teils selbst gehalten. Trinken, Wickeln, Trinken, Wickeln, Trinken, Wickeln, kurzes Schläfchen, wieder von vorne. Dazwischen viel weinen, weil Hunger, Hintern schon wund oder müde. Mit 3 Monaten hatte sie Tage da hat sie durchgemacht, nur nachts geschlafen (natürlich mit alle 3 Stunden Stillen). Urvertrauen hatte sie nicht. Ich hatte immer das Gefühl Leni braucht keinen. Klar – ich habe sie lange gestillt weil ich dachte vielleicht gibt ihr das doch noch ein Gefühl von Nähe, Wärme, Geborgensein.
    Mit 10 Monaten dann Mund-Hand-Fußkrankheit die die Schwester aus der Krippe mitgebracht hat. Leni war ab der Hüfte voll Pusteln und 2 Nächte waren Schreien – Erschöpfungsschlaf. Tags ging, aber Nachts war furchtbar. Nur – da hat sie gemerkt Mama ist da wenn ich sie brauche. Ich hab sie die zwei Nächte eingecremt, gehalten, getröstet, gestillt, ihr vorgesungen … alles nacheinander und gleichzeitig und immer wieder. Und von da an hat sie sich geändert. Nicht von heute auf morgen, aber schleichend. Erst ein Nachmittagsschlaf, dann auf dem Schoß ein Bilderbuch ansehen. Irgendwann hat sie sich in ihre Schwester verliebt, die sie vorher nur gepackt, an den Haaren gezogen und gekratzt hat. Jetzt mit 3 verabschiedet sie sich im Kindergarten immer mit mehrmals Drücken, Küssen und kann garnicht loslassen. Sie ist immer noch ein eigener Kopf – wenn sie Hunger hat, holt sie einen Stuhl nimmt sich irgendwas aus dem Kühlschrank und beisst direkt davon ab (Butter, Streichwurst, Käse, alles bei uns mit Bissspuren). Ihr Kleider rauszusuchen hab ich schnell aufgegeben, und sauber geworden ist sie mit 2, weil sie die Windel nicht selbst ranbekommen hat.

    ABER jetzt hat sie hat eine wunderbare, mitfühlende Seele. Den kleinen Bruder (10 Monate) kann ich eher mal ihr kurz anvertrauen, als der großen Schwester (5, aber beim Spielen manchmal auf einem anderen Stern).

    Ich wünsche euch alles Gute und auch weiterhin viel Kraft.

    Martina

    • "Toll, wie er sein Köpfchen schon halten kann! Wow, ist das nicht ganz schön früh?" Ja, solche Sätze haben wir auch immer wieder gehört. Bis die Osteopathin meinte, dass er da mal rein gar nichts hält, sondern durch die Blockade/Verspannung/Fehlstellung nach hinten gezogen wird. Machtlos zu sein und nicht helfen zu können, schlimmer noch, das einfach mit ansehen zu müssen war das Schlimmste für mich. Aber wem sag ich das…

      Ich freue mich, dass ihr doch noch einen kuschligen Weg gefunden habt.

      Alles Liebe für euch!

  4. Vielen Dank für die Zeilen… wir machen gerade das gleiche durch und hatten letzte Woche den Termin bei Dr. Koch… die ersten Tage waren super und nun wird es wieder schlechter… deine Worte sprechen mir aus der Seele und ich bin erleichtert nicht alleine zu sein mit einer solchen Situation… wie geht es euch heute? Lg

    • Hallo und danke für deine Nachricht. Gib micht auf, es wird besser werden – bei uns gab es auch eine Erstverschlimmerung, bevor sich nach und nach de Wogen glätteten.

      Heute geht es uns (meistens) gut. Deutlich leichter wurde es nochmal, als der Kleine zu laufen und dann zu sprechen begann. Trotzdem ist es von Zeit zu Zeit noch sehr zehrend, "das zweite läuft so mit" trifft hier definitiv nicht zu 😉

      Ihr seid auf keinen Fall allein! Schau mal bei Facebook, da gibt es auch mehrere Gruppen, in denen man sich gut mit anderen Mamas austauschen kann.

      Alles Liebe euch,
      Judith

  5. Scheiße… ;-( ich habe den Artikel schon mal gelesen, als du ihn veröffentlicht hast. Da gab es hier nur K1. Da war alles normal.
    Jetzt sitze ich hier mit dem 4 Monate alten K2 und weine, weine weil auf einmal alles passt.
    Das Kind schreit so viel, zwar nicht von Anfang an, aber inzwischen doch recht lange. Wir sind echt fix und alle. Inzwischen auch alle Dauererkältet, ich habe so viel Kopfweh und Schmerzen in den Kiefergelenken. ;-( Ich gehe ungern irgendwohin, es schreit ja doch nur. Unterhaltungen quasi nicht möglich. Das große Kind leidet, wir alle leiden. Oh Gott, oh Gott.
    Fest steht, morgen mache ich einen Termin beim Osteopath und Chiropraktiker aus. Wir waren zwar schon bei einem, aber wir haben ja nichts mehr zu verlieren.

    • Liebe Anna, oh man, das tut mir echt leid – ich weiß genau, wie du dich fühlst und hab direkt wieder ne Gänsehaut. Aber weißt du was? Ich bin sicher, du machst das super. So toll und so wichtig, dass du bereit bist, dir Hilfe zu suchen und Hilfe anzunehmen! Das klingt jetzt doof, ist wahrscheinlich noch unvorstellbar und fühlt sich ewig weit weg an, aber es wird besser, versprochen! Melde dich gerne nochmal per Mail, wenn du magst, und halte mich auf dem Laufenden. Halt durch, ihr werdet das schaffen!

      Alles Liebe,
      Judith

  6. Vielen Dank für den schönen Beitrag über das Leben mit deinen Kids. Es ist gar nicht so einfach einen guten Kinderarzt zu finden. Ich setze dabei immer auf die Beratung und die Erfahrungen von Freunden.

  7. Schön, dass dein Baby durch die Therapie so schnell entspannen konnte. Ich habe schon Regulationsstörungen gesehen, die sehr hartnäckig waren. Da braucht es dann lang angelegte Therapien für Mütter und Kinder.


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